04.06.2000 – Kronenzeitung
Scheidung ohne Krieg
Eine Reportage über Margreth Tews, Mediatorin
„Mediation“ hilft Konflikte lösen:
Damit zerstrittene Paare endlich wieder miteinander reden können
In Oberösterreich endet schon jede zweite bis dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter – oft nach erbitterten Kämpfen, die sich nach der Trennung in zermürbendem Streit um Unterhalt und Besuchsrechte der Kinder fortsetzen. Doch es geht auch anders: mit einem neutralen Vermittler, der den Konfliktpartnern hilft, wieder zu einer Gesprächsbasis zu finden. Diese „Mediation!“ wurde in den sechsziger Jahren von einem amerikanischen Anwalt nach seiner dritten Scheidung entwickelt. Inzwischen gibt es auch in Oberösterreich „Mediatoren“, wo wie Margreth Tews aus Linz. Nach eineinhalb Jahren Ausbildung (in Linz unter anderem im WIFI möglich) mit abschließendem Kolloquium und Diplomarbeit ist sie seit zwei Jahren als „neutrale Vermittlerin bei Konflikten“ tätig.
Bei uns ist Mediation über Scheidung bekanntgeworden, aber sie ist auch in vielen anderen Konfliktbereichen anwendbar“, hat Margreth Tews schon Familien- und Nachbarschaftsstreitigkeiten, Kämpfe und Besuchsrechtsregelungen, ja sogar Mobbing unter Kollegen zu einem friedlichen Ende geführt. „Wichtig ist, daß man selber konfliktfähig ist und Konflikte der anderen aushalten kann“, nennt sie Voraussetzungen. Für sie hat es sich bewährt, mit jedem Betroffenen vorab einmal allein zu sprechen. „Da redet es sich ruhiger und ich höre schnell heraus, wo der springende Punkt liegt.“
Den Erstkontakt zur Mediatorin (Listen über Mediatoren in OÖ liegen bei Gericht auf, sie stehen auch im Branchenverzeichnis) stellt in der Regel jener Partner her, der den größeren Leistungsdruck hat – Männer ebenso wie Frauen. „Aber mit mir wird der sicher nicht reden“, erfährt Margreth Tews oft. Und so sitzen viele Partner bei den ersten Gesprächen zwar nebeneinander, richten das Wort aber nur an die Mediatorin. „Der Erfolg ist da, wenn sie wieder miteinander reden, ohne sofort erbittert zu streiten. Erfahrungsgemäß ist spätestens nach fünf bis zehn Stunden alles abgeschlossen“, so die frühere Dolmetscherin, die schon immer gern mit Menschen zu tun gehabt hat. Ihr Erfolgsrezept: „Es gibt bestimmte Verhaltensmuster und Kommunikationstechniken, die man trainieren kann – und die verblüffend wirken.“
In Einzelfällen kommt es natürlich vor, daß die Fronten zu verhärtet sind, keinerlei Einsicht besteht, sodaß auch Mediation nichts bringt. „Das merke ich schnell und breche ab, denn Mediation ist kein Allheilmittel. Beide Beteiligten müssen wollen und freiwillig mitmachen, sonst ist es sinnlos.“ Aber: „Sollte es nicht helfen, so schadet es auch nicht. Und es ist immer einen Versuch wert“, gibt es bei Tews auch keine Verlierer. „Wenn alles klappt, sind am Ende beide Sieger.“ Besonderes Service bei ihr: Sollten Verträge nötig sein, wird das von ihrem Gatten erledigt – ohne Nebenkosten. Dr. Günter Tews ist nämlich nicht nur erfolgreicher Rechtsanwalt, sondern ebenfalls ausgebildeter Mediator. Und falls nötig, als Co-Mediator tätig.
Margreth Tews versucht immer, ihren Klienten Mut zu machen: „Die Vergangenheit ist vorbei, man kann sie nicht ändern und soll daher in die Zukunft schauen.“ Wenn das gelingt, ist es oft wie ein Wunder. Wie bei jenem Mädchen, das Trennungsstreitereien mitbekam, den Vater dann fürchtete und sogar therapeutische Behandlung brauchte. Bis zweieinhalb Stunden Mediation die Eltern zur Besinnung brachten, das Kind geregelten Kontakt zum Vater bekam. Und so schlagartig wieder gesund wurde.